Sellamat 1998

Für den 10. und 11. Oktober hatten unsere Schweizer Freunde vom VATH auch in diesem Jahr wieder zu einem Arbeits- und Plauschwochenende auf die Alp Sellamat im Obertoggenburg eingeladen. Fast alle, die schon im letzten Jahr ein sehr schönes Wochenende im 1400 m hoch gelegenen Berggasthof Sellamat zusammen verbracht hatten , waren wieder da und noch ein paar mehr, die sicher gehört hatten, wie schön es war. Und von den 16 Hundefreunden mit ihren 12 ACD´s und Kelpie´s wurde wieder keiner enttäuscht: Angela Schmid hatte ein Programm zusammengestellt, bei dem für jeden Geschmack etwas Interessantes –für manch einen sogar etwas aufregendes - dabei war.

Der Samstag Morgen wurde nach ausgiebiger herzlicher Begrüßung gleich zum Arbeiten ausgenutzt. Auf der herrlichen Alpwiese und im angrenzenden Wald konnten sich die einzelnen Gruppen sehr gut verteilen, so dass sowohl die „Fährtengruppe" von Susanne Oplinger als auch die „Flächensuchgruppe" von Ruedy Feller jeweils genügend Platz zum Üben fanden. Angela Schmid war mit der kleinen Gruppe der jüngsten Hündinnen(von denen zwei auch noch heiß waren) etwas den Berg hinauf gewandert und zeigte hier, wie man Junghunden das Fährten und Apportieren im wahrsten Sinn des Wortes „schmackhaft" macht.

Um die Mittagszeit traf sich die ganze Truppe wieder am Gasthof, denn jetzt war ein Programmpunkt geplant, dem manch einer der aus dem Flachland angereisten Hundefreunde mit einem flauen Gefühl in der Magengegend entgegengesehen hatte : der Spaziergang ins Tal. Nicht das es sich dabei wieder um eine „Hochgebirgswanderung" wie im Wallis gehandelt hätte, der einstündige Weg führte zwar an manchen Stellen etwas steil, aber auf jeden Fall ohne große Schwierigkeiten hinunter.

Kopfzerbrechen machte der Rückweg, denn Angela hatte geplant, dass wir samt unseren Hunden mit dem Sessellift den Berg wieder hinauf schweben sollten. Nicht jeder konnte den Versicherungen der gebirgserfahrenen Hundeführer Angela, Walter und Ruedy so ohne weiteres glauben, dass es für die Hunde gar kein Problem sei, zusammen mit ihrem Herrchen oder Frauchen etliche Meter über dem sicheren Boden auf einer schwebenden Gartenbank zu sitzen und die Ruhe zu bewahren.

Selbstverständlich wurden diejenigen, die selbst an Höhenangst litten, entschuldigt, aber alle anderen fassten sich also ein Herz und wanderten mit ihren Hunden ins Tal.

Unten im Dorf angekommen mussten wir uns zuerst im Restaurant etwas stärken, vor lauter Arbeitseifer hatten wir das Mittagessen völlig vergessen.

Aber dann wurde es ernst, wir standen an der Lift-Talstation und beobachteten etwas ängstlich (zumindest ich !) das Geschehen, das jeder kennt: die Sessel schweben in die Station, die Insassen springen ab, die Sessel drehen ihre Kurve ohne anzuhalten, die die hinauf wollen springen auf und schweben davon.

Wie sollte das mit Hund funktionieren?

Walter Corsten und Flecki gingen als erste auf die Reise hinauf, sie saßen so schnell und selbstverständlich auf der Sessellift-Bank, das keiner so richtig mitgekriegt hat, wie sie das geschafft hatten. Die nächsten hatten da schon etwas Schwierigkeiten, der Hund wollte nicht gleich auf die Bank springen. Aber der Sessellift-Führer hatte wohl seine Erfahrungen mit ungeschickten Leuten mit Hund: er hielt kurzerhand die Fahrt etwas an, so dass auch die ganz schussligen genügend Zeit hatten einzusteigen. Also gingen nach und nach alle tatsächlich auf die Reise nach oben.

Der „Flug" dauerte etwa eine viertel Stunde, und es war tatsächlich so, wie Angela gesagt hatte: alle Hunde blieben ruhig und entspannt, keiner versuchte etwa abzuspringen oder irgendwelche anderen Dummheiten zu machen.

Auf dem Weg nach oben konnten sich die Hundeführer deshalb nach und nach auch zurücklehnen und die Fahrt genießen. Sogar manch kleine Plausch mit den entgegenkommenden Sessellift-insassen, von denen die einen erstaunt und die anderen belustigt waren, war möglich.

Oben angekommen hatten wir sowohl gelernt, unseren Hunden mehr zuzutrauen und mehr zu vertrauen, als auch dass unsere Hunde uns genauso stärken können, wie wir durch unsere Persönlichkeit Stärke auf unseren Hund übertragen. Das war für alle ein sehr schönes Erlebnis !

Diejenigen, die oben geblieben waren, hatten in der Zwischenzeit mit Susanne Oplinger weiter gearbeitet, trotzdem war bei allen der Tatendrang ungebrochen, so dass man mit Eifer daran ging, die Wettkämpfe der von Angela geplanten „Alp-Olympiade" auszutragen.

Zuerst konnten die Hunde ihre Blindenhund-Tauglichkeit beweisen, denn Herrchen oder Frauchen wurden die Augen verbunden, sie wurden gedreht und sollten dann mit ihrem Hund an der Leine eine möglichst lange Strecke geradeaus gehen. Erstaunlicherweise schafften dies einige auf dem schwierigen und zum Teil steilen Gelände ganz gut, andere Teams dagegen mussten in letzter Minute vor dem Absturz bewahrt werden.

Dann mussten Herrchen oder Frauchen mit verbundenen Augen möglichst viele Hundeführer-Hund-Teams erkennen, danach sollten sie versuchen ihren Hund zu überreden, nicht zu der mit Fleischwurst gefüllten, sondern zu einer der beiden anderen Schüsseln, für die es mehr Punkte gab, zu laufen.

Anschließend sollten je zwei Hunde neben ihren Hundeführern liegen bleiben, während die beiden sich einen Ball zuwarfen. Diese Disziplin zeigte ihre Schwierigkeit spätestens dann, wenn der Ball zum erstenmal auf den Boden fiel...

Zu Guter letzt wurde im Knock-out-System ermittelt, welcher Hund auf das Hörzeichen „Sitz!" am schnellsten reagiert, hier kam es zu einem spannenden Duell zwischen den Teams Walter mit Flecki und Ruedy mit Fox.

Der schöne und ereignisreiche Tag klang nach einem sehr guten und „Sellamat-üppigen" Abendessen bei einem gemütlichen Zusammensein harmonisch aus.

Nachdem sich am Sonntag Morgen jeder ausgiebig am Frühstücksbuffett gestärkt hatte, ging es wieder nach draußen. Leider war das Wetter nicht mehr so strahlend schön wie am Tag zuvor, aber das hielt niemanden davon ab, begeistert mitzumachen.

Zuerst zeigte uns Angela mit Bandit, wie man im Spiel mit seinem Hund Motivation aufbaut, die man dann zum Lernen und zum Arbeiten nutzt. Dann konnte jeder unter ihrer fachkundigen Anleitung ausprobieren, welche Motivations- Art für seinen Hund am geeignetsten ist.

Damit verging die Zeit bis zum Mittagessen wie im Flug.

Sicher gibt es Leute, die der Meinung sind, das dass, über was jetzt berichtet wird, Hundeleute nicht interessiert, und man könnte deshalb darauf verzichten davon zu erzählen, aber jeder, der schon auf der Sellamat war, weiß das es durchaus erwähnenswert ist: das Essen ! An unserer Mittagessenstafel gab es ein wunderbares Wildgulasch mit selbstgemachten Eierknöpfle, Rotkohl, Rosenkohl und glasierten Kastanien. Als krönender Abschluss wurde ein Vermicelle serviert, das ist ein Dessert aus süßem Kastanienpürree mit einem Schuss Kirschwasser und Schlagsahne obendrauf. Und wir hatten alle guten Appetit !

Nach diesem reichhaltigen Mittagessen (das trotz großzügig bemessener Mengen fast ratzeputz aufgegessen wurde !) waren alle froh, nicht sofort wieder hinaus zu müssen, sondern erst einmal in der Gaststube einer theoretischen Einführung in die Methode und in die Möglichkeiten des Clicker-Trainings lauschen zu können.

Aber dann ging es wieder nach draußen. Angela hatte schon am Tag zuvor bekannt gegeben, einer der letzten Programmpunkte sei, dass jeder etwas Lustiges mit seinem Hund zeigt. Das hatte einigen doch ziemlich Kopfzerbrechen bereitet ! Und das war vielleicht das wichtigste an dieser „Übung" : jeder dachte einmal darüber nach, dass man mit seinem Hund ja wirklich nicht immer todernst arbeiten muss, man kann doch manchmal auch etwas Lustiges oder etwas, was einfach Spaß macht mit seinem vierpfotigen Freund machen. Sogar gestandene Hundeführer kamen dabei erst zu der Erkenntnis, man könne mit seinem Hund vielleicht viel öfter „etwas Lustiges" tun ! Dementsprechend unterschiedlich waren auch die Darbietungen : während Familie Oplinger zum Vergnügen aller fast ein kleines Theaterstück mit ihrer Asta als Star inszenierte und Wolfgang Gresens mit Bärchen die reinsten Kunststücke vorführte, taten andere sich schwerer mit der Aufgabe. Trotzdem hatten alle einen Riesenspaß !

Zum Ausklang des Sonntagnachmittages zeigten Angela und Bandit noch ihre neueste Dog-Dancing Choreographie und alle Zuschauer waren wieder erstaunt und fasziniert, mit welcher Perfektion Hundeführerin und Hund zur Musik harmonieren können.

Zum Abschluss des Sellamat –Wochenendes trafen sich alle noch einmal zur Besprechung im Gasthof. Und man war sich einig : das von Angela Schmid organisierte Treffen hatte die Erwartungen jedes einzelnen erfüllt oder sogar übertroffen, jeder konnte wirklich schöne Erinnerungen mit nach Hause nehmen.

                                                                                                           © A.Kreusch '98

 

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